Druckversion - Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim - Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung
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28. April 2024, 07:27 Uhr

Projekt Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim

Immer mehr Menschen verbringen die letzte Phase ihres Lebens im Pflegeheim. Am Lebensende entsteht oft ein erhöhter Betreuungsbedarf: Es braucht mehr Zeit für Grundpflege und Nahrungsaufnahme, für Gespräche mit Patienten und Angehörigen, für Sitzwachen und um persönliche Wünsche zu erfüllen. Doch der Stellenschlüssel in stationären Pflegeeinrichtungen kann diesen Bedarf nicht abdecken. 

Würdevolle Betreuung von Menschen am Lebensende braucht Zeit

So entstand die »Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim« (ZiB). Ausgehend von einer preisgekrönten Projektidee des Anna Hospizvereins im Landkreis Mühldorf e.V. wurden in einem Pilotversuch 2018-2019 erste Erfahrungen gesammelt, wie sich eine würdevolle Betreuung von Menschen am Lebensende durch mehr frei verfügbare Zeit für die Pflegenden verbessern lässt.  Grundlage war die zusätzliche Anstellung von Pflegefachkräften auf einer Mini-Job-Basis beim Hospizverein. Die Ergebnisse der Pilotphase haben wir in » einer Broschüre zum Abschluss des Projektjahrs veröffentlicht.

 

Eine Idee zieht Kreise

Nach dem erfolgreichen gemeinsamen Pilotprojekt 2018-2020 will die Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung das Modell »Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim« (ZiB) in weiteren Regionen Bayerns bekannt machen. Dafür stellt sie jährlich bis zu 200.000 € Fördermittel zur Verfügung. Dank weiterer Fördermittel des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (STMGP), der Stiftung Zukunft Mensch und der Otto-Diegel-Stiftung (beide München) konnte das Modell in einem zweiten Projektjahr vom 1. November 2021 bis zum 31. Oktober 2022 von rund 50 Fachkräften in 22 Pflegeheimen durchgeführt werden. Bedarf, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der "Zeitintensiven Betreuung" wurden von einer wissenschaftlichen Begleitstudie überprüft. Die Ergebnisse der vom IGES-Institut in Berlin durchgeführten » Studie wurden auf einem Fachtag im März 2023 in München vorgestellt.

Die positiven Effekte des Modells überzeugten: Pflegeheimbewohner fühlen sich gut versorgt, Angehörige sind begeistert, und die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte steigt. Gleichzeitig werden Kosten gespart, weil es zu weniger Krankenhauseinweisungen und Notarzteinsätzen kommt.

Hintergrund

Obwohl die Leistungen zur Versorgung von Menschen am Lebensende in den letzten Jahren ausgeweitet wurden, ist eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Palliativversorgung in Deutschland noch nicht erreicht. Insbesondere für Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen gibt es keine gesetzliche Grundlage und auch keine Vergütung für die aufwändigere Versorgung in den letzten Lebenstagen. Dabei versterben schon heute über 30 % der Deutschen in einem Pflegeheim. Tendenz steigend. Für die Einrichtungen stellt die aufwändige Versorgung palliativer Heimbewohner eine große Herausforderung dar.

 

Mehr Zeit für Pflegekräfte durch zusätzliche Anstellung beim Hospizverein

Hier setzt das Modell „Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim“, kurz „ZiB“, an. Speziell für die Palliativpflege weitergebildete Pflegefachkräfte bekommen mehr Zeit für die Versorgung der sterbenden Bewohner in ihren Einrichtungen. Erreicht wird dies durch die zusätzliche Anstellung der Pflegekräfte bei einem Hospizverein (20 Std. pro Kraft und Monat). In der Arbeitszeit beim Hospizverein sind die Pflegekräfte in ihrer eigenen Einrichtung ausschließlich für die Versorgung sterbender Bewohner zuständig. Gesteuert und fachlich begleitet wird der Einsatz der sogenannten „ZiB-Kräfte“ von einer Koordinationskraft im Hospizverein.

 

 

Die Personalkosten werden aus Fördermitteln der Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung, die auch das Gesamtprojekt koordiniert, des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, der Stiftung Zukunft Mensch und der Otto Diegel Stiftung (alle München) abgedeckt.

 

Zentrale Studienergebnisse

Die Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung beauftragte das IGES Institut, Berlin, mit der Durchführung einer Studie zu Bedarf, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des Modells „Zeitintensive Betreuung“, die ebenfalls aus Fördermitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege unterstützt wurde. Die auf dem Fachtag vorgestellten Studienergebnisse bestätigen: Zusätzliche Zeitkontingente für die Pflegefachkräfte verbessern die Palliativversorgung im Pflegeheim entscheidend. Bei den Bewohnern am Lebensende und ihren Angehörigen konnte eine große Zufriedenheit mit der Versorgung nachgewiesen werden. Bei den Pflege(fach)kräften selbst wächst die Arbeitszufriedenheit. Aus Sicht der Leitungskräfte erhöht sich die Arbeitgeberattraktivität der an der „Zeitintensiven Betreuung“ teilnehmenden Pflegeheime – ein weiterer positiver Effekt, der zur Sicherung der Fachkräftebasis beiträgt.

Die dauerhafte Etablierung der Zeitintensiven Betreuung bedarf allerdings einer regelhaften Finanzierung – die Potentiale des ZiB-Ansatzes für die Wirtschaftlichkeit der Versorgung hat die Studie herausgearbeitet.

Podcast: Die bayern2-Radioreportage »Zeit für Sterbende im Pflegeheim«

von Sabine März-Lerch.

Ausstrahlung: 19. Februar 2019
Dauer: 25 Minuten
» bayern2

Wie hilft die Zeitintensive Betreuung konkret?

GRUNDPFLEGE 
Durch die Pflegeversicherung wird nur eine begrenzte Menge Pflegezeit bezahlt. Wenn eine würdevolle Pflege länger dauert, greift die Zeitintensive Betreuung (ZiB).

NAHRUNGSAUFNAHME 
Wenn Menschen täglich schwächer werden, erfordert die Nahrungsaufnahme viel Zeit. Dies kann die ZiB-Kraft leisten.

PATIENTENVERFÜGUNG
Wir beraten zur gesundheitlichen Versorgungsplanung.

KOORDINATION VON HILFE UND UNTERSTÜTZUNG 
Die ZiB-Kraft organisiert und koordiniert die an der Versorgung Beteiligten.

GESPRÄCHE MIT PATIENTEN 
Menschen in der letzten Lebensphase brauchen einen kompetenten Gesprächspartner, um belastende Fragen zu klären und die Situation besser ertragen zu können.

ANGEHÖRIGEN- UND FAMILIENGESPRÄCHE 
Menschen im Umfeld von Schwerkranken und Sterbenden haben einen hohen Informationsbedarf. Gemeinsame Gespräche mit Patienten und Angehörigen können helfen, die schwere Zeit zu bewältigen.

PERSÖNLICHE WÜNSCHE 
Wir unterstützen dabei Wünsche zu erfüllen, die viel Zeit kosten.

SITZWACHEN 
Eine Fachkraft bleibt bei Bedarf für mehrere Stunden oder eine ganze Nacht am Bett, um Beschwerden individuell zu lindern und Sicherheit zu geben.

  

Wie wird das Projekt finanziert?

ZiB ist auf Spenden angewiesen. Durch Förderung der Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung können die Personalkosten für die ZiB-Kräfte bei den teilnehmenden Hospizvereinen abgedeckt werden. Unterstützt werden außerdem die Schulung und das projektbegleitende Coaching der ZiB-Kräfte, Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit, die Erfassung und Auswertung der Projektdaten und die Zusammenfassung der Ergebnisse.

Der Anna Hospizverein Mühldorf e. V. bringt sein fachliches Knowhow in das Projekt ein und steht beratend zur Verfügung. Die teilnehmenden Hospizvereine übernehmen als regionale Kooperations-Partner die Projektkoordination vor Ort, die Organisation der monatlichen Coachings und den telefonischen Hintergrund für die ZiB-Kräfte. Dabei werden sie von zwei übergeordneten Regionalkoordiatoren aus dem zentralen Projektteam unterstützt.

Unser Spendenkonto

Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung 
IBAN DE74 7002 0270 0032 9855 99
BIC HYVEDEMMXXX
Hypo Vereinsbank
Kennwort: »ZiB«

 

URL:
https://www.pkv-stiftung.de/projekte/zeitintensive-betreuung-im-pflegeheim.html