Projekt Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim

Immer mehr Menschen verbringen die letzte Phase ihres Lebens im Pflegeheim. Am Lebensende entsteht oft ein erhöhter Betreuungsbedarf: Es braucht mehr Zeit für Grundpflege und Nahrungsaufnahme, für Gespräche mit Patienten und Angehörigen, für Sitzwachen und um persönliche Wünsche zu erfüllen. Doch der Stellenschlüssel in stationären Pflegeeinrichtungen kann diesen Bedarf nicht abdecken.
Würdevolle Betreuung von Menschen am Lebensende braucht Zeit
So entstand die »Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim« (ZiB). Ausgehend von einer preisgekrönten Projektidee des Anna Hospizvereins im Landkreis Mühldorf e.V. wurden in einem Pilotversuch 2018-2019 erste Erfahrungen gesammelt, wie sich eine würdevolle Betreuung von Menschen am Lebensende durch mehr frei verfügbare Zeit für die Pflegenden verbessern lässt. Grundlage war die zusätzliche Anstellung von Pflegefachkräften auf 450,- € Basis beim Hospizverein. Die Ergebnisse der Pilotphase haben wir in » einer Broschüre zum Abschluss des Projektjahrs veröffentlicht.
Eine Idee zieht Kreise
Nach dem erfolgreichen gemeinsamen Pilotprojekt 2018-2020 will die Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung das Modell »Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim« (ZiB) in weiteren Regionen Bayerns bekannt machen. Dafür stellt sie jährlich bis zu 200.000 € Fördermittel zur Verfügung. Dank weiterer Fördermittel des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (STMGP), der Stiftung Zukunft Mensch und der Otto-Diegel-Stiftung (beide München) konnte das Modell in einem zweiten Projektjahr vom 1. November 2021 bis zum 31. Oktober 2022 von rund 50 Fachkräften in 22 Pflegeheimen durchgeführt werden. Bedarf, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der "Zeitintensiven Betreuung" wurden von einer wissenschaftlichen Begleitstudie überprüft. Die Ergebnisse der vom IGES-Institut in Berlin durchgeführten Studie werden auf einem Fachtag im März 2023 in München vorgestellt.
Struktur des Projekts
In verschiedenen Regionen Bayerns werden Hospizvereine als Projektträger gefördert. Jeder dieser Projektträger kooperiert mit zwei bis vier lokalen Pflegeheimen. Hier werden zwei Pflegekräfte zusätzlich zu ihrer Beschäftigung im Heim auf geringfügiger Basis beim Hospizverein angestellt. Diese »ZiB-Kräfte« sind durch eine Weiterbildung in Palliative Care besonders qualifiziert. Der Hospizverein koordiniert als Arbeitgeber den Einsatz der ZiB-Kräfte ausschließlich für die Pflege und Betreuung von Menschen am Lebensende. Die Personalkosten werden aus den Fördermitteln des Ministeriums und der beiden Stiftungen bestritten. Die Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung koordiniert außerdem das Gesamtprojekt und unterstützt die Vereine in der Öffentlichkeitsarbeit sowie bei den Coachings der Pflegekräfte.
Teilnehmende Hospizvereine als lokale Projektträger:
- Hospizverein Arberland e.V. im Landkreis Regen
- St. Vinzenz-Hospiz Augsburg e.V.
- Ambulantes Palliativteam Freising gGmbH und Hospizverein Freising e.V.
- Hospiz- und Palliativverein Landsberg am Lech e.V.
- Hospizverein Landshut e.V.
- Anna Hospizverein im Landkreis Mühldorf e.V.
- Hospizteam Nürnberg e.V.
- Hospizverein Rothenburg o.d.Tauber e.V.
Krisen-ZiB in der Corona-Pandemie
Die Herausforderungen der Pandemie und die Maßnahmen zum Infektionsschutz machten im Zeitraum 2020-2021 eine Umsetzung des Modells „Zeitintensive Betreuung“ unmöglich. Gleichzeitig ließ uns der Gedanke an die schwerstkranken und sterbenden Heimbewohner, die zeitweise weder Besuch von Angehörigen noch von Hospizbegleitern bekamen, nicht los. Deshalb wurde das Modell vom 1. April 2020 bis 31. Juni 2021 in einer niederschwelligen Variante, dem „Krisen-ZiB“, angeboten.
Der Grundgedanke blieb derselbe: Zehn teilnehmende Hospizvereine stellten Pflegefachkräfte auf geringfügiger Basis an und setzen sie in den Heimen für die zeitintensive Betreuung am Lebensende ein. Anders als beim „regulären“ ZiB muss das Heim aber kein Konzept über seinen derzeitigen Stand in der Palliativversorgung vorlegen und sich auch nicht mit zusätzlichen 10 Stunden Freistellung einer „ZiB-Kraft“ beteiligen. Die Pflegeheime bekamen über das „Krisen-ZIB“ unbürokratisch und unkompliziert mehr Pflegezeit zur Verfügung gestellt.
Das "Krisen-ZiB" war ein großer Erfolg. Unter tatkräftiger Mitarbeit der Hospizvereine oder SAPV-Teams in Freising, Fürth, Kaufbeuren-Ostallgäu, Landsberg am Lech, Landshut, Mühldorf am Inn, Nürnberg, Rothenburg o.d. Tauber, Rottal-Inn und Zwiesel-Regen waren bis zu 40 Pflegekräfte im Einsatz.
Auch in der Corona-Pandemie viel Zuspruch für Stiftungsprojekt
Das Projekt „Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim - ZiB“ trifft auf große Zustimmung: In der Hospiz- und Palliativlandschaft, in der Politik, in Hospizvereinen und Pflegeheimen, bei Betroffenen und Angehörigen und in den Medien. Auch im Corona-Jahr, in dem das Projekt als Krisen-ZiB weiterlief, gab es begeisterte Stimmen.
Pressespiegel
» Freisinger Tagblatt Münchner Merkur Juni 2020
» Freisinger Tagblatt Münchner Merkur Januar 2021
» Moosburger Anzeiger
» Landshuter Zeitung
» Viechtacher Anzeiger
» Fränkische Landzeitung
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags (Quelle):
» BundesHospizAnzeiger
Podcast: bayern2-Notizbuch – Würdevolles Sterben im Altenheim
Ein Beitrag von: Sabine März-Lerch
Ausstrahlung: 29. Januar 2021
Dauer: 7 Minuten
Podcast: Die bayern2-Radioreportage »Zeit für Sterbende im Pflegeheim«
von Sabine März-Lerch.
Ausstrahlung: 19. Februar 2019
Dauer: 25 Minuten
» bayern2
Wie hilft die Zeitintensive Betreuung konkret?

GRUNDPFLEGE
Durch die Pflegeversicherung wird nur eine begrenzte Menge Pflegezeit bezahlt. Wenn eine würdevolle Pflege länger dauert, greift die Zeitintensive Betreuung (ZiB).
NAHRUNGSAUFNAHME
Wenn Menschen täglich schwächer werden, erfordert die Nahrungsaufnahme viel Zeit. Dies kann die ZiB-Kraft leisten.
PATIENTENVERFÜGUNG
Wir beraten zur gesundheitlichen Versorgungsplanung.
KOORDINATION VON HILFE UND UNTERSTÜTZUNG
Die ZiB-Kraft organisiert und koordiniert die an der Versorgung Beteiligten.
GESPRÄCHE MIT PATIENTEN
Menschen in der letzten Lebensphase brauchen einen kompetenten Gesprächspartner, um belastende Fragen zu klären und die Situation besser ertragen zu können.
ANGEHÖRIGEN- UND FAMILIENGESPRÄCHE
Menschen im Umfeld von Schwerkranken und Sterbenden haben einen hohen Informationsbedarf. Gemeinsame Gespräche mit Patienten und Angehörigen können helfen, die schwere Zeit zu bewältigen.
PERSÖNLICHE WÜNSCHE
Wir unterstützen dabei Wünsche zu erfüllen, die viel Zeit kosten.
SITZWACHEN
Eine Fachkraft bleibt bei Bedarf für mehrere Stunden oder eine ganze Nacht am Bett, um Beschwerden individuell zu lindern und Sicherheit zu geben.
Wie wird das Projekt finanziert?
ZiB ist auf Spenden angewiesen. Durch Förderung der Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung können die Personalkosten für die ZiB-Kräfte bei den teilnehmenden Hospizvereinen abgedeckt werden. Unterstützt werden außerdem die Schulung und das projektbegleitende Coaching der ZiB-Kräfte, Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit, die Erfassung und Auswertung der Projektdaten und die Zusammenfassung der Ergebnisse.
Der Anna Hospizverein Mühldorf e. V. bringt sein fachliches Knowhow in das Projekt ein und steht beratend zur Verfügung. Die teilnehmenden Hospizvereine übernehmen als regionale Kooperations-Partner die Projektkoordination vor Ort, die Organisation der monatlichen Coachings und den telefonischen Hintergrund für die ZiB-Kräfte. Dabei werden sie von zwei übergeordneten Regionalkoordiatoren aus dem zentralen Projektteam unterstützt.
Unser Spendenkonto
Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung
IBAN DE74 7002 0270 0032 9855 99
BIC HYVEDEMMXXX
Hypo Vereinsbank
Kennwort: »ZiB«